Erwartungen und Realitäten

17.10.2016

Schon seit der Gründung von FUTOUR vor über zweieinhalb Jahrzehnten werden Kunden und Partner kontinuierlich auf die Vorzüge regionaler Produkte hingewiesen. Zunächst wurde dieser Ansatz eher belächelt, mittlerweile ist er zum Megatrend angewachsen. All jene, die damals diesen Empfehlungen und Anregungen folgten und sich konsequent an ihnen orientierten, haben längst als selbstbewusste Trendsetter die Erfolge dieser Unternehmensstrategie erfahren können.

Blau- oder Heidelbeeren können in unseren Wäldern kostenlos gesammelt werden

Heute ist eher die Inflation der Regionalität ein Problem geworden, denn nun wollen auch viele Trittbrettfahrer auf dieser Welle mit surfen. Der Bundesverband der Verbraucherzentralen hält daher die Flut selbst ernannter Regionalsiegel für einen unhaltbaren Zustand. Mit dem freiwillig nutzbaren „Regionalfenster" der Bundesregierung wurde ein erster zaghafter Versuch unternommen, etwas Transparenz in diese unüberschaubare Szene zu bringen. Eine verbindliche Definition und Regelung, wie beim Bio-Zeichen fehlt nach wie vor. Dies hat dann auch zur Folge, dass auch die Umsätze mit regionalen Produkten weder auf Landes- noch auf Bundesebene eindeutig erfasst werden können.

Trotz dieser Verbraucherpräferenz für regionale Produkte gelingt es immer wieder geschäftstüchtigen Unternehmen, das Interesse von optimaler Gesundheit bietenden regionalen Produkten mit massiver Werbung auf exotische Superfoods zu lenken. Laut einer Studie von „Food Inspector" hat es nun die Acai-Beere als Diät-Wundermittel in die Regale unserer Supermarktfilialen und Bioläden geschafft. Ausgehend von der Promotion einer hochbezahlten US-amerikanischen Fernsehmoderatorin im Jahre 2009, avancierte diese exotische und unreif geerntete Frucht über Nacht zu einem riesigen Marketingerfolg, der natürlich auch bis zu uns und in unsere Lebensmittelregale vorgedrungen ist. Denn all das, was dieses exotische Lebensmittel verspricht, wächst hier vor unserer Haustüre ebenfalls und könnte sogar gratis geerntet werden. Denn die in vielen unserer Wälder wachsende Heidel- oder Blaubeere enthält ebenso viele Vitamine und noch deutlich mehr Schutzstoffe, da sie hier auch reif geerntet werden.

Heidelbeeren wachsen in lichten Kiefernwäldern

Aber das ist kein Einzelbeispiel. Es ist genauso unverständlich, dass hier viele Konsumenten für Chia-Samen horrende Kilopreise bis zu 50 € zahlen, während der mit gleicher Wirkung ausgestattete heimische Leinsamen für unter 1 € zu erhalten ist.

Offenbar vertrauen doch nicht so viele Verbraucher auf unsere regionalen Produkte, wenn sie sich von massivem Marketing so schnell wieder auf exotische Produkte mit hohen umweltbelastenden Nebeneffekten verleiten lassen. Daher ist sich FUTOUR Regionalberatung sicher, dass es nicht ausreicht sich auf dem erzielten Erfolg für ein artikuliertes Interesse an Regionalität auszuruhen. Es ist weiter viel Überzeugungsarbeit notwendig, weswegen auch das FUTOUR-Handlungsfeld Politikberatung eine immer wichtigere Rolle spielen wird.

Kontakt: Dieter Popp