Fake Food

18.05.2017

Unter dem Titel „Fake Food“ machte die Süddeutsche Zeitung auf die national nur wenig beachtete Neugründung eines „Zentrums für Echtheit und Integrität der Lebensmittelkette“ am Max-Rubner-Institut in Kulmbach aufmerksam. Hintergrund dieser neuen Einrichtung mit einem schwer zugänglichen Begriff ist der noch viel weniger nachvollziehbare Trend, immer mehr Lebensmittel mit irreführenden Herkunftsangaben zu versehen.

Wer exklusive Regionalprodukte herstellt, wünscht sich auch einen Schutz vor Plagiaten

Meist stoßen die Lebensmittelkontrolleure nur durch Zufall auf Schweizer Käse, der weder aus Milch dieser Region, manchmal noch nicht einmal aus Milch hergestellt wurde. Oder statt eines Bratens aus Rhöner Lamm – wie deklariert – erhält man Neuseeländer Lamm an einer Rhöner Fleischver-kaufstheke. Und die aus Dänemark importierten nordamerikanischen Regenbogenforellen mutieren nach ihrer Ankunft in einem heimischen Fischzuchtbetrieb in Sekundenbruchteilen zu einer „Harzer, Schwarzwälder oder Bayerwald-Forelle".
Und auch die Bio-Branche klagt über Plagiate, wenn konventionelle Ware durch Umdeklaration zu Bio-Ware gestempelt und höherpreisig verkauft wird.
Die auf all diese Art kriminell erwirtschafteten höheren Gewinne schätzt das Bundesamt für Verbraucherschutz auf eine Dimension ein, die dem des Drogenhandels entspricht.

Allerdings wird es für den bisher vorgesehenen Stab von etwa einem Dutzend Mitarbeiter sehr schwer sein, die weltweit agierenden Lebensmittelströme effizient zu überwachen. Dies wird bestimmt nur unter umfassender Vernetzung mit ähnlichen Einrichtungen auf europäischer Ebene gehen. Es wäre daher sicher besser gewesen, eine solche Einrichtung gleich durch die EU-Kommission aufzubauen. Aber es geht ja auch nicht immer nur um die Fälschungen auf der internationalen Ebene. Es wäre manchmal schon sehr viel gewonnen, wenn die Verbrauchertäuschungen in fast jedem heimischen Supermarkt etwas stärker transparent gemacht werden könnten. Denn es tun sich z.B. viele kleine und ehrliche Erzeuger von heimischer Streuobst- oder Bioware mit ihren Preisen sehr schwer, wenn im Nachbarregal das viel preisgünstigere Obst „aus regionaler Erzeugung" steht, das aus Plantagen stammt, in denen über das Jahr die gesamte Palette der chemischen Vorbeugungs-strategie ausgeschüttet wurde. Um die neue und sicher sinnvolle Einrichtung wirklich effektiv einsetzen zu können, muss die Politik auch in vielen Bereichen noch die Grundlagen dafür schaffen, wie die Verbraucher über eine eindeutige sowie verbindliche Kennzeichnung jene Lebensmittel gezielt nachfragen können, die sie gerne kaufen und für die sie dann auch die fairen Preise zu zahlen bereit sind.

Die meisten Regionalprodukte sind gut und unverwechselbar ausgezeichnet.

FUTOUR könnte unter solchen Voraussetzungen sicher sehr viel mehr Partner in seinen Projekten unterstützen, die gerne auf eine nachhaltigere Produktion setzen wollen, die aber auch wegen dieser unfairen Wettbewerbsbedingungen noch zögern.

Kontakt: Dieter Popp