Jurahäuser als Kulturerbe

09.04.2018

FUTOUR-Regionalberatung hat Jurahäuser stets aktiv unterstützt

Der Freistaat Bayern hat die Jurahäuser als traditionelle Baukultur aus dem Bereich Altmühljura in das Bayerische Landesverzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Neben dem Jurahaus wurden auch noch elf andere Traditionen, Bräuche und Handwerkstechniken in gleicher Weise ausgezeichnet.

Jurahaus in Schambach: das Gasthaus "Zum Güldenen Ritter"

 

Im Altmühltal ab dem Jura (flussabwärts ab Treuchtingen) entwickelte sich auf der Grundlage der vorkommenden geologischen Formationen mit bedeutendes Plattenkalkvorkommen eine Abbauindustrie, die schon ab dem 18.Jahrhundert vom Standort Stettberg auf der Donau über Wien bis nach Ungarn wertvolle Kalkplatten geflößt hatten. Historisch sind die Jurahäuser ab etwa dem 12. Jahrhundert belegt und sie waren bis in die 50er Jahre der die Landschaft des Altmühljura prägende Hausstil. Durch die Liberalisierung der Bauvorschriften und andere Anforderungen an Wohnkomfort einerseits, aber auch durch die zeitaufwendige und damit erheblich kostenrelevante Gewinnung und Verlegung des Legschiefers auf den Dächern, wurden viele Jurahäuser abgerissen oder blieben der Verfall überlassen. Insbesondere das bis zu 7 versetzt übereinander liegende Legschiefer-Platten erforderliche Dach erfordert Kosten, die nur noch einige Bauwillige zu zahlen in der Lage sind.

Quelle: Landkreis Eichstätt

 

Ende der 80er Jahre – parallel mit dem Einsetzen von Umwelt- und Regionalbewegung – entdeckte die jüngere Generation den traditionellen Bautyp der Jurahäuser  neu. Charakteristisch für diese Häuser sind extrem flach geneigte Dächer mit Legschiefer und mächtige Dachstühle, die das enorme Gewicht tragen mussten. Und sie zeichneten sich einen fehlenden oder nur geringen Dachüberstand sowie eine schnörkellose Fassade mit meist sehr kleinen quadratischen Fenstern aus.

Bei zahlreichen Projekten von FUTOUR-Regionalberatung im Bereich zwischen Treuchtlingen und Regensburg wurde schon sehr früh auf die Bedeutung dieses Haustyps für die Profilierung der Dörfer und die Bewahrung des Baukulturerbes hingewiesen. FUTOUR freut sich vor allem für diejenigen Kommunen und privaten Bauträger, welche diese Hinweise auch zu einer Zeit gerne und aktiv aufgegriffen hatten, als es auch noch erheblichen Widerstand gegen die Erhaltung dieser „unmodernen"  Häuser gab. Das Beispiel zeigt sehr eindeutig, dass die sinnvolle und nachhaltige Rückbesinnung auf Traditionen – hier Baukultur-Traditionen – einen durchaus zukunftsorientierten Weg darstellen kann.

Kontakt: Dieter Popp