Fleischfabriken schaden Mensch und Natur

25.05.2020

FUTOUR begleitet erfolgsversprechende Perspektive

FUTOUR Regionalberatung betreut das vom Naturpark Altmühltal in Auftrag gegebene Projekt „Altmühltaler Weiderind“. Neben dem Ziel, ökologisch wertvolle Extensiv-Grünlandstandorte mit der Beweidung offen zu halten, geht es auch darum, auf den Lebendtransport der Schlachttiere zu verzichten. Damit unterstützt FUTOUR wieder einmal einen Trend!

Rinder betreten die zur Schlachtung eingestellte Fixierung freiwillig und bleiben im Herdenverbund

Denn der Zeitpunkt für dieses Vorhaben hätte nicht besser kommen können. Der Beschluss des Bundeskabinetts vom 20. Mai, ab dem kommenden Jahr in Fleischwirtschafts-Betrieben mit dem Kerngeschäft des Schlachtens und der Verarbeitung nur noch versicherungspflichtige Mitarbeiter beschäftigen zu können, beendet endlich die unsägliche Situation der Arbeitsbedingungen für Leiharbeiter aus Billiglohnländern. Aber der eigentliche Skandal liegt darin, dass dieser Beschluss erst durch die Corona-Ausbrüche in mehreren Fleischfabriken überhaupt politisch möglich wurde. Denn dieses äußerst sensible Thema ist schon sehr lange und vor allem in seiner gesamten Dimension bekannt. Und nicht etwa die für das Tierwohl zuständige Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner, sondern der für die Situation menschlicher Arbeitsplätze zuständige Arbeitsminister Hubertus Heil hat endlich Bewegung in dieses festgefahrene Schiff gebracht.
Aber mit diesem Beschluss endet ja noch lange nicht das Leid der Tiere beim Antransport zu diesen großen Fleischfabriken, die vornehmlich im norddeutschen Raum angesiedelt sind. Und solange Verbraucher die Erwartung hegen, dass auch beim Fleisch ein möglichst billiger Einkaufspreis erstrebenswert „geil“ ist, wird sich an dieser verhängnisvollen Spirale auch nur wenig verändern. Denn schon jetzt haben einige Unternehmen angekündigt, unter diesen jetzt veränderten Rahmenbedingungen die Produktionsstandorte ins Ausland zu verlagern.
Das Projekt des „Altmühltaler Weiderind“ setzt dagegen auf einen völlig anderen Ansatz. Neben dem Ziel, ökologisch wertvolle Extensiv-Grünlandstandorte mit der Beweidung offen zu halten, geht es nämlich auch darum, auf den Lebendtransport der Schlachttiere zu verzichten. Sie dürfen bis zur letzten Minute vor ihrer Schlachtung in der natürlichen Umgebung ihrer Weide und ihrer vertrauten Herde leben!

Und es geht auch darum, dass mit diesem kleinteiligen System zwischen Landwirten einerseits und Metzgereien andererseits eine völlig andere Schlachtphilosophie bedient wird, die sich fundamental von diesen so stark in die Kritik geratenen Schlachtfabriken unterscheidet. Diese Form der Weideschlachtung ist ausschließlich mit handwerklich arbeitenden Metzgereien möglich. Es geht also mit dem „Altmühltaler Weiderind“ auch darum, eine für den ländlichen Raum herausragend wichtige Verarbeitungsstruktur zu erhalten, für die es als ehrbares Handwerk seit jeher eine Verpflichtung war, hierfür auch qualifizierte und geachtete Arbeitsplätze vorzuhalten.
Diese andere Form der Lebensmittelherstellung bedingt aber auch, dass über alle Wertschöpfungsstufen hinweg eine hohe landwirtschaftliche und handwerkliche Qualität notwendig wird, über die dann aber auch eine attraktive landschaftliche Qualität gewährleistet werden kann. Es liegt auf der Hand, dass diese Form der Fleischerzeugung nicht zu jenen Billigpreisen möglich ist, mit dem uns bislang die Schlachtfabriken über „Schnäppchen-Angebote“ indoktriniert haben. Dass hierbei dann nicht nur die kleinbäuerliche Landwirtschaft mit ihrer landschaftspflegerischen Arbeit und die bedeutende Vielzahl an Metzgereien vor Ort auf der Strecke bleiben, ist offenkundig. Nun haben aber sehr viele Konsumenten erstmals auch bewusst erlebt, welch katastrophale Arbeitsbedingungen in den Fleischfabriken diese Billigprodukte überhaupt erst möglich machen!

Mit diesem bundesweit bedeutsamen Modellprojekt will der Naturpark Altmühltal den Nachweis antreten, dass eine nachhaltige Lebensmittelproduktion zunehmend bei den verantwortungsbewussten Verbrauchern ankommt, die ein würdevoll gewachsenes und stressfrei geschlachtetes Fleisch wünschen, das ihnen zudem auch noch eine attraktive Altmühltaler Wiesenlandschaft bietet und hochwertige handwerkliche Arbeitsplätze vor Ort sichert. Dieses Modellprojekt kam gerade zur richtigen Zeit. Und FUTOUR hat wieder einmal die Chance, einen Perspektivenwechsel zu stimulieren sowie aktiv zu begleiten.

Kontakt: Dieter Popp