Zukunftsfähiges Regional-Schlachtkonzept

05.08.2022

Nordhessen will letzten Standort erhalten

Mit der Aufgabe des Schlachtbetriebs am Standort Bad Arolsen-Mengeringhausen im Landkreis Waldeck-Frankenberg im Jahre 2021 wurde ausgerechnet in einer Grünlandregion mit einer weit überdurchschnittlichen Zahl an Rindern der letzte ortsnahe Schlachtstandort aufgegeben. FUTOUR, Dieter Popp, wurde mit seinen Erfahrungen im Aufbau regionaler Verarbeitungsstrukturen nun um eine Expertise gebeten.

Rinderhaltung benötigt ortsnahe Schlachtstrukturen

Die Landwirte klagen darüber, dass ihre Tiere jetzt über weite Entfernungen zu anderen Abnehmern transportiert werden müssen. Und die in der Region glücklicherweise auch noch zahlreichen Metzgermeister können nun ebenfalls nicht mehr auf eine nahe Versorgung mit Fleischhälften setzen. Sie haben zudem nicht mehr uneingeschränkt die Gewissheit, dann auch wieder aus der eigenen Region stammende Fleischteile zu erhalten.

Angesichts des Trends nach Regionalität in der Lebensmittelversorgung und aller umfassender Bemühungen um eine Reduzierung von Verkehrsleistungen insgesamt, stellt diese Situation für Nordhessen einen massiven Rückschritt in den Bemühungen um eine nachhaltige Regionalentwicklung dar. Die Öko-Modellregionen, die ökologischen Anbauverbände, Rinderzuchtorganisationen und bäuerliche Vereinigungen sind nun in Kooperation mit dem Landkreis Waldeck-Frankenberg bemüht, eine Lösung für die Beibehaltung regionaler Schlachtstrukturen zu finden. Welche zukunftsfähigen Lösungen sich hier anbieten, wird Dieter Popp nun mit seinen Erfahrungen im Aufbau regionaler Verarbeitungsstrukturen erarbeiten.

Eine Situationsanalyse ergab, dass vor allem die fleischverarbeitenden Betriebe ein besonders großes Interesse an einem nahe gelegenen Partner haben, der ihnen grob zerlegte Fleischteile aus garantiert regionaler Herkunft liefern kann. Gemeinsam mit landwirtschaftlichen Organisationen wird nun – moderiert durch die FUTOUR Regionalberatung – an einem Konzept gearbeitet, um in der Region wieder die Grundlage für eine ortsnahe Schlachtung und Zerlegung zu erhalten bzw. neu aufzubauen. Dabei wird auch die Möglichkeit der hofnahen oder Weideschlachtung – vor allem aus Gründen des Tierwohls – eine wichtige Rolle spielen. Und es ist ebenfalls angedacht, dass sich die Landwirte zur Unterstützung dieser Struktur, aber auch für eine bessere Produktprofilierung in einer auf Qualität und Regionalität basierenden Erzeugergemeinschaft bündeln.

Der vom Landkreis gemeinsam mit der Betreuungsgesellschaft für landwirtschaftliches Bauwesen (BGL) erteilte Auftrag an FUTOUR muss in diesem Spannungsfeld zwischen Landwirtschaft, handwerklicher Fleischverarbeitung, Konsumtrends, Hygienevorschriften und gesellschaftspolitischen Erwartungen einen Ansatz finden, der von diesen Partnern unterstützt wird und der sich auch wirtschaftlich tragen soll.

Kontakt: Dieter Popp