Welt-Agrarkulturerbe in Deutschland erstmalig beantragt

05.10.2022

Streuobst als Beitrag zum Image einer Metropolregion

Das Projekt „Regionalproduktspezifisches Landmanagement in Stadt-Land-Partnerschaften am Beispiel der Metropolregion Nürnberg“ (ReProLa) will direkte Beziehungen einer nachhaltigen Landnutzung mit der Nachfrage nach hochwertigen und aus der Region stammenden Lebensmitteln in einem Verdichtungsraum in das öffentliche Bewusstsein heben.

Streuobstwiese als Landschaftsjuwel der Metropolregion Nürnberg

FUTOUR Regionalberatung ist in diesem Projekt mit dem Teilansatz des Streuobstes als Beitrag zum Image einer Metropolregion beteiligt. Dabei soll transparent werden, wie solche Regionalprodukte regionale Wertschätzung aber auch Wertschöpfung gleichermaßen positiv beeinflussen.
Im Zuge dieses Projektes wird auch der Vorschlag unterbreitet, bei der UN-Welternährungsorganisation FAO den Titel eines „WeltAgrarkulturerbe“ (Globaly Important Agricultural Heritage Systems GIAHS) zu beantragen. Denn die Metropolregion Nürnberg verfügt vom Hopfen-, über Obst- bis zum Weinanbau, von extensivem Grünland bis zum Dinkel- und Emmeranbau, dem Gemüseanbau im Knoblauchsland, der Karpfen-Teichwirtschaft und in der Verarbeitung mit der bayernweit höchsten Dichte an Bäckereien, Metzgereien und Brauereien nahezu alle Anforderungen, die an ein WeltAgrarkulturerbe gestellt werden. Eine nachhaltige Landnutzung, an die Ökosysteme angepasste Investitionsentscheidungen oder die zukunftsfähige Weiterentwicklung traditioneller Anbaumethoden zeichnen Regionen aus, welche die UN-Ernährungsorganisation FAO als landwirtschaftliches Welterbe bezeichnet. Sie werden als Kleinode der Agrarkultur mit jahrhundertealten Wurzeln gesehen. Und genau dies hat sich zwischen Frankenwald und dem Altmühltal, zwischen Steigerwald und dem Oberpfälzerwald noch deutlich wahrnehmbar erhalten und wird weiterentwickelt.

Mediterraner Olivenhain bei Assisi

Mit dieser Auszeichnung – die in Deutschland noch nie vergeben wurde – steht dann die Metropolregion Nürnberg auf einer Wertigkeitsstufe wie z.B. die Hani-Reisterrassen in der chinesischen Provinz Yunnan, dem traditionellen Kartoffelanbau auf der chilenischen Insel Chiloé, die jahrhundertealten Agroforstsyteme in der nordportugiesischen Region Barroso oder den ausgedehnten 2.000 Jahre alten Olivenhainen zwischen Assisi und Spoleto. Dies sind einige der bisher bereits mit der GIAHS-Auszeichnung ausgewählte Kulturlandschaften. In Europa sind es bisher insgesamt nur acht landwirtschaftlich genutzte Regionen, welche darüber auch ein stärkeres Profil für ihre Regionalprodukte erwarten.

Immerhin haben die 57 Landräte, Oberbürgermeister und Bürgermeister im Rat der Metrolpolregion den Antrag einstimmig verabschiedet und auch Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir wird das Vorhaben mit einer positiven Stellungnahme versehen an die FAO in Rom weiterreichen, wie er bei einem Besuch im Nürnberger Knoblauchsland angekündigt hatte.
Während die UNESC0 mit ihren Welterbetiteln eher in die Vergangenheit schaut und Kultur- oder Natur-Denkmäler auszeichnet, will die FAO mit diesem Titel Regionen oder Dorfgemeinschaften aufwerten, die dank ausgeklügelter Techniken die Ressourcen Land und Wasser vorbildlich schonen, Artenvielfalt bewahren sowie die Funktionsfähigkeit ihrer Ökosysteme ohne riesigen technischen und energetischen Einsatz in Wert setzen. Dieser FAO-Ansatz „Schutz und Nutzung“ ergänzt daher das Motto der UNESCO-Biosphärenreservate “Schutz durch Nutzung“.

Finanzielle Mittel sind mit dieser Auszeichnung nicht direkt verbunden. Aber sie wird in besonderer Weise helfen, dass in den Alpen Bergbauern, Winzer in Steillagen oder z.B. die Bauern mit ihren kleinflächigen Streuobstwiesen und Hochstämmen in der Metropolregion Nürnberg eine Chance erhalten, sich mit ihren, dem Agrar-Kulturerbe zu verdankenden Produkten am Markt behaupten können.

Kontakt: Dieter Popp