Urwälder von morgen – keine Vision mehr

08.11.2013

In der deutschen Forstwirtschaft lange Zeit umstritten, haben sich jetzt der Naturschutz und die Forstwirtschaft an einen Tisch gesetzt und gemeinsam ein Konzept verabschiedet mit dem 5% der Waldflächen – im öffentlichen Wald sogar 10% - aus der Nutzung entlassen werden. Die Vorgaben hierzu stammen aus der „Nationalen Strategie zur biologischen Diversität“.

Heimische Baumarten und Strukturvielfalt: Schönheit auch ohne Nutzung

Im Auftrag des Bundesamtes für Naturschutz hat die Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt das Ergebnis nunmehr vorgestellt. Damit werden sukzessive bis 2020 rund 550.000 ha Wald sich selbst überlassen, sie werden sich über einen wohl mehrere hundert Jahre dauernden Prozess wieder zu Urwäldern entwickeln können. Der damit einhergehende Nutzungsverzicht des so nicht mehr bereit gestellten Holzes wurde auf 3,8 Milliarden EUR kalkuliert. Tatsächlich aber werden mit diesem lange nicht für möglich gehaltenen Kompromiss aber im Gegenzug Leistungen und Werte – auch für kommende Generationen – sichergestellt, deren Dimension aber mangels eines geeigneten Verfahrens nicht erhoben wurde. US-Untersuchungen haben aber schon einmal den Vorteil aller wissenschaftlichen Fortschritte aus unbeeinflussten Ökosystemen auf die mehrfache Summe aller jährlichen globalen Nationalhaushalte berechnet. Vor diesem Hintergrund erscheint ein Holz-Nutzungsverzicht in der kalkulierten Größenordnung eine durchaus volkswirtschaftlich sinnvolle Zukunftsinvestition zu sein!

Standortfremde Baumarten bieten nur wenig Erlebnisvielfalt

Die mit dem Nutzungsverzicht im Wald erkauften oder zu erzielenden Leistungen liegen zunächst einmal in der noch lange nicht erforschten Frage der Selbstregulationskräfte unbeeinflusster natürlicher Vorgänge. In der Schweiz oder in Slowenien schauen die Waldbesitzer schon immer genau hin, wie die Natur den Wald baut und versuchen dies nachzuahmen. Aber auch in Fragen des Boden- und Klimaschutzes, in der Sicherung genetischer Ressourcen für die Lebensmittel- und Arzneimittelforschung, in den Zielen der Biodiversität und natürlich auch in den nachvollziehbaren Beispielen einer höheren Attraktivität von einzigartigen Waldbildern – und davon profitiert vor allem der Tourismus – liegen die Erkenntnisse und Gewinne aus einem solchen mutigen Schritt.

FUTOUR hat in zahlreichen Projekten im Rahmen der Tourismusberatung seit zwanzig Jahren auf diese Vorzüge nicht bewirtschaftetet Wälder verwiesen. Daher ist die FUTOUR Regionalberatung über diese neue Entwicklung auch sehr froh, bestätigt sie doch dieses sehr anspruchsvolle Beratungsziel, das nur mit hohem Überzeugungsaufwand zu erreichen war. Jetzt stehen dafür aber starke Argumente unterstützend zur Verfügung.

Kontakt: Dieter Popp