Kulturgut Wirtshaus unter Druck

26.11.2013

„Das Wirtshaus ist mit seiner Geschichte, Tradition und gesellschaftlichen Bedeutung aus Bayern nicht wegzudenken“, stellte Staatssekretär Franz Josef Pschierer vom Bayerischen Wirtschaftsministerium anlässlich des Bayerischen Tourismustages in Nürnberg fest. Dort wurde eine Studie zur Bedeutung und zum Rückgang der Wirtshäuser in Bayern vorgestellt. Dieser Trend wird allerdings – mit zunehmender Tendenz von Süd nach Nord – überall in Deutschland festgestellt.

In Bayern, Baden-Württemberg und in Österreich hat das Wirtshaus aber über einen sehr viel längeren Zeitraum eine unangefochtene Rolle im dörflichen und städtischen Leben gespielt. Und anders als in weiten Bereichen Nord- und Ostdeutschlands haben sich die Dorfwirtshäuser auch bis heute ihre Wertschätzung bewahren können.

Dies unterstrich auch diese Studie nochmals, wenngleich auch für Bayern erkennbar wird, dass die Wirtshauskultur unter Druck gerät. So ist von 2006 bis 2011 in den über 2.000 bayerischen Gemeinden die Anzahl der Kommunen ohne getränke- und speisenorientiertes gastronomisches Angebot nur von 116 auf 137 Gemeinden angestiegen. Andererseits hat sich aber die Zahl der Wirtshäuser von 1980 auf 2011 von knapp 7.900 auf weniger als 4.400 nahezu halbiert! Sicher muss man nicht jeder geschlossenen Schankwirtschaft nachtrauern, denn das Überleben wird auch durch Qualitätsbewusstsein, geordnete Nachfolgeregelung oder die Bereitschaft zu Kreativität und Innovation gesichert. Auch gegen die oftmals subventionierte Konkurrenz von  Bürgerhäusern oder unkonventionell geführten Vereinsheimen muss sich die alteingesessene Gastronomie wehren. Und letztlich setzen ihr auch neue Trends im Konsumverhalten, eine überbordende Event- und Festkultur wie auch die erkennbaren Auswirkungen des demografischen Wandels zu.

Da aber gerade der Tourismus von einer aktiv gelebten Wirtshauskultur – Brauereiausschank, Weinstube, Biergarten oder –keller, regionale Spezialitäten – abhängig ist, muss das Überleben des Kulturguts Wirtshaus auch im Interesse touristischer Destinationen liegen. Und es gibt ja Beispiele, wie sich Wirte aktiv diesem Trend – und dies mit großem Erfolg – widersetzt haben. FUTOUR hat eine Reihe dieser Betriebe auf dem Weg zum wirtschaftlichen Überleben über neue inhaltliche Konzepte begleitet.

Die aus einer Dorfwirtschaft erwachsene „Krenzers Rhön" , das Traditionsgasthaus „Zum Falken" in Mainfranken, der auf oberfränkische Bierkultur setzende Gasthof „Drei Kronen" zählen zu solchen kreativen Betrieben, wie auch das Gasthaus Herrig oder die Betriebe mit dem original Zoigl-Ausschank in der Oberpfalz (www.zoiglbier.de). Sie alle verbindet, dass sie es verstanden haben mit Innovation auf die neuen Herausforderungen zu reagieren. Mit solchen Betrieben wird das Kulturgut Wirtshaus auch eine Zukunft haben.

Kontakt: Dieter Popp